Kultur auf dem Kopf
Dreadlocks und Braids: Was bedeuten die Frisuren eigentlich?
Eine Frau hat ihre Haare zu Braids geflochten. Ein Mann trägt Dreadlocks.
Quelle: Pixabay/Pexels
Verfilzt oder verflochten: Dreadlocks und Braids sind nicht nur Frisuren. Sie können einiges über ihre Trägerinnen und Träger aussagen und symbolisieren Kultur, Religion oder politische Statements. Assoziiert werden sie oftmals mit People of Color. Doch die Ursprünge solcher Frisuren sind nicht immer eindeutig zu bestimmen.
Frisuren sind nicht immer nur Frisuren. Manche von ihnen erzählen eine Geschichte und sind kulturelle sowie spirituelle Phänomene. So werden Dreadlocks oder Braids direkt mit ihren Trägerinnen und Trägern sowie deren Lebensweise assoziiert – und meist auch mit der Kultur der People of Color (PoC). Braids scheinen tatsächlich vor allem in afrikanischen Völkern ihre Wurzeln zu haben. Die Herkunft von Dreadlocks lässt sich hingegen nicht ganz so eindeutig festlegen. Aber was sind Dreadlocks und Braids überhaupt?
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Was sind Dreadlocks?
Dreadlocks sind verfilzte Haarsträhnen, die auch Rastalocken genannt werden. Wer seine Haare nicht kämmt, kann die Frisur auch auf natürliche Weise herstellen. Im Normalfall werden Dreadlocks aber mit gezielten Techniken erzeugt. Ob mit einem Toupierkamm oder durch rubbeln: Es gibt verschiedene Methoden, die Haare selbst zu verfilzen. Es empfiehlt sich aber, die Locken von einem Profi machen zu lassen. Aber: Dreadlocks sind spezielle Frisuren, die nicht jeder Friseur oder jede Friseurin gelernt hat. Wer sich also die Locken professionell verfilzen möchte, sollte besser vorher einmal nachfragen.
Bob Marley ist Mitbegründer des Reggae und wohl der prominenteste Anhänger der Rastafari.
Quelle: Pixabay
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Woher kommen Dreadlocks?
Dreadlocks werden meist direkt mit Reggaemusik und den Rastafari auf Jamaika in Verbindung gebracht. Bob Marley ist dessen bekanntester Vertreter. Die Rastafari sind eine religiöse Bewegung von vor allem PoC-Jamaikanerinnen und -Jamaikanern, die in den 1930er-Jahren auf Jamaika entstand. Sie tragen die Dreadlocks aus religiösen Gründen. Erfunden haben sie die verfilzten Locken allerdings nicht. Denn Dreadlocks zählen als eine der ältesten bekanntesten Frisuren und sind bereits auf Wandgemälden oder Statuen aus dem alten Ägypten oder von anderen Völkern Nordafrikas zu entdecken. Bei Ausgrabungen wurden bei Mumien sogar Überreste ähnlich verfilzter Frisuren gefunden.
Völker mit verfilzten Haaren gab es aber weltweit – so auch in Teilen Europas und Asiens. Gerade im Hinduismus werden Dreadlocks bereits seit Tausenden Jahren getragen, wie Schriften von 1500 vor Christus zeigten. Doch auch die Wikinger und germanische Stämme sollen ihre Haare verfilzt haben.
Wie kamen die Dreadlocks nach Jamaika?
Wie die Dreadlocks nach Jamaika kamen, darüber gibt es verschiedene Theorien. Zum einen könnten indische Sadhu-Schamanen die Dreadlocks zusammen mit Curry und Marihuana nach Jamaika gebracht haben. Zum anderen könnten die Rastafaris auch durch die Bibel, auf die sich ihr Glaube unter anderem stützt, inspiriert worden seien. So soll laut dem Gleichnis über Samson sein ungeschnittenes Haar ihm Stärke verliehen haben.
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Eine weitere Möglichkeit könnten die Mau-Mau-Krieger des heutigen Nigeria sein. Sie kämpften gegen die Kolonialmacht Großbritannien und trugen dabei aus praktischen Gründen Dreadlocks. Die Haare waren somit ein Teil der Rebellion. Auch das könnte die Rastafari inspiriert haben. Denn auch heute ist die Frisur noch immer eine Art spirituelles oder auch politisches Statement. Neben der Freiheit und Verbundenheit zu Gott kann sie somit ebenfalls eine Rebellion gegen Anpassung und Unterdrückung symbolisieren. Andere sehen in den Locken auch nur eine praktische Frisur oder einen schönen Haartrend.
Ist die Bezeichnung Dreadlocks problematisch?
Aus dem Englischen übersetzt heißen Dreadlocks etwa „Furchtlocken“. Vor dem Begriff der Rastafari nannten sich die Anhängerinnen und Anhänger Dreads, was etwa Respekt vor Gott bedeutet. Als das Christentum die Bewegung als Bedrohung ansah, brachte diese auch den Begriff Dreadlocks ins Spiel und setzten ihn mit Angst in Verbindung. Daher wird die Verwendung des Begriffes teils kritisch gesehen.
Was sind Braids?
Bei Braids wird das gesamte Kopfhaar in kleine Zöpfe geflochten. Um möglichst lange Zöpfe zu erhalten, werden dabei häufig auch Extensions mit eingeflochten. Wird entlang der Kopfhaut geflochten, ist von den sogenannten Cornrows die Rede. Bürsten oder föhnen fällt bei den Braids weg, das macht sie ebenfalls zu einer praktischen Frisur.
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Eine afrikanische Frau hält ihr Kind. Sie hat ihre Haare zu dickeren Braids geflochten.
Quelle: Pexels
Die Stile können dabei ganz verschieden sein. So können die Braids sehr fein gearbeitet werden, wie bei den Micro-Braids. Hier werden mehr als 200 Zöpfe in etwa zehn Stunden geflochten. Es gibt aber auch dickere Zöpfe, die deutlich schneller zu machen sind. Diese werden Casamas-Braids genannt. Egal, in welcher Form: Die Braids werden vor allem von afrikanischstämmigen Frauen, darunter auch Afroamerikanerinnen, getragen und sind Teil der PoC-Kultur.
Woher kommen Braids?
Die Ursprünge der Braids finden sich vor allem in Afrika. Ähnlich wie bei den Dreadlocks gibt es auch hier erste Hinweise auf Braids etwa 3500 vor Christus im alten Ägypten. Andere Formen von Flechtfrisuren gab es auch in anderen Kulturen, wie bei den amerikanischen Ureinwohnerinnen und Ureinwohnern sowie bei mitteleuropäischen Völkern. Hier wurde meist aber eher grob geflochten. Das unterscheidet sie zumindest in der Optik von den klassischen Braids.
Noch heute symbolisieren Braids in Teilen Afrikas die Zugehörigkeit einer Volksgruppe oder den gesellschaftlichen Stand der Trägerin oder des Trägers. Bei den Massai in Kenia haben die geflochtenen Zöpfe aber auch religiöse beziehungsweise spirituelle Hintergründe. Durch die Sklaverei kam diese Art der Flechtkunst vor einigen Hundert Jahren auch in die USA. Historische Belege zeigten, dass die Menschen die Muster ihrer Cornrows damals sogar nutzten, um Fluchtwege zu kommunizieren.